Konzept:
Pfeffer im Arsch
Pfeffer im Arsch
Wie
ein Militärpferd beschaffen sein sollte, war schon Mitte des 18. Jahrhunderts
schriftlich festgelegt. Wobei nicht nur die Fellfarbe wichtig war, schließlich
konnte man von der Farbe des Pferdes auf seinen Charakter schließen, sondern
auch weitere Eigenschaften definiert waren. So sollte ein gutes Militärpferd
„fromm“ sein – ein tückisches Pferd sei schließlich gefährlich im Umgang mit
dem Menschen. Es sollte beherzt sein – denn feige Pferde seien als
Soldatenpferde völlig ungeeignet. Die Lebhaftigkeit des Pferdes aber galt als
herausragend positives Merkmal, denn trägen Pferden „[…] mangele es bereits an
der Motivation zur Vollkommenheit“.[1]
Die Rheinische Train-Abteilung Nr. 8 war zeitweilig auf Ehrenbreitstein untergebracht. Ihr unterstanden unter anderem die Ausbildung der jungen Pferde und die Pferdebeschaffung.“ Gut 100.000 Pferde zählte um 1900 der Gesamtbestand im kaiserlichen Heer. Der Pferdehandel stand in voller Blüte, und Tricks und Täuschungsmanöver, um die Pferde geeigneter für den Militärdienst erscheinen zu lassen, waren weit verbreitet. In Handbüchern zur Militärpferdausbildung findet man warnende Hinweise zu „Rosstäuschereien“. Einiges, was heute erheiternd erscheint, gehörte zu den eher harmlosen Ausprägungen: […] Es ist ein großer Uebelstand, wenn das Pferd den Schweif im Gehen zwischen die Beine ziehet, welches noch dazu ein Merkmal seiner Schwäche ist; um das also zu behindern, beißen sie ein Pfefferkorn durch, und stecken die Hälfte dem Pferde unvermerkt in Hintern, die andere Hälfte aber behalten sie im Maule. Solange das Pfefferkorn ihnen auf der Zunge beißet, spüret auch das Pferd ähnliche Empfindung davon, wodurch es den Schweif in die Höhe und vom Leibe wegzutragen gereizet wird.“[2]
Die Gaunereien der Händler waren immer darauf ausgerichtet, die Pferde wie solche von edelster Rasse und großem Temperament erscheinen zu lassen. Dazu wurden die Mähne oder graue Haare alter Tiere gefärbt, tiefliegende Augengruben „aufgeblasen“, Fohlenzähne ausgebrochen oder die Zähne alter Tiere abgefeilt. Verschiedene Operationen, um die Form der Ohren oder das Tragen des Schweifes zu richten, gehörten zu den gängigen Methoden. In den von mir eingerichteten Ställen sind zwei Kreaturen angebunden, mit denen die Rosstäuscher noch einige Arbeit haben werden. Obwohl den Tieren eine üppige Mähne Temperament verleiht, fehlt ihnen doch noch ein Quäntchen Lebhaftigkeit. Falls die vorbereiteten Operationen nichts nutzen, könnte man es ja einmal mit einem Pfefferkorn versuchen …
Die Rheinische Train-Abteilung Nr. 8 war zeitweilig auf Ehrenbreitstein untergebracht. Ihr unterstanden unter anderem die Ausbildung der jungen Pferde und die Pferdebeschaffung.“ Gut 100.000 Pferde zählte um 1900 der Gesamtbestand im kaiserlichen Heer. Der Pferdehandel stand in voller Blüte, und Tricks und Täuschungsmanöver, um die Pferde geeigneter für den Militärdienst erscheinen zu lassen, waren weit verbreitet. In Handbüchern zur Militärpferdausbildung findet man warnende Hinweise zu „Rosstäuschereien“. Einiges, was heute erheiternd erscheint, gehörte zu den eher harmlosen Ausprägungen: […] Es ist ein großer Uebelstand, wenn das Pferd den Schweif im Gehen zwischen die Beine ziehet, welches noch dazu ein Merkmal seiner Schwäche ist; um das also zu behindern, beißen sie ein Pfefferkorn durch, und stecken die Hälfte dem Pferde unvermerkt in Hintern, die andere Hälfte aber behalten sie im Maule. Solange das Pfefferkorn ihnen auf der Zunge beißet, spüret auch das Pferd ähnliche Empfindung davon, wodurch es den Schweif in die Höhe und vom Leibe wegzutragen gereizet wird.“[2]
Die Gaunereien der Händler waren immer darauf ausgerichtet, die Pferde wie solche von edelster Rasse und großem Temperament erscheinen zu lassen. Dazu wurden die Mähne oder graue Haare alter Tiere gefärbt, tiefliegende Augengruben „aufgeblasen“, Fohlenzähne ausgebrochen oder die Zähne alter Tiere abgefeilt. Verschiedene Operationen, um die Form der Ohren oder das Tragen des Schweifes zu richten, gehörten zu den gängigen Methoden. In den von mir eingerichteten Ställen sind zwei Kreaturen angebunden, mit denen die Rosstäuscher noch einige Arbeit haben werden. Obwohl den Tieren eine üppige Mähne Temperament verleiht, fehlt ihnen doch noch ein Quäntchen Lebhaftigkeit. Falls die vorbereiteten Operationen nichts nutzen, könnte man es ja einmal mit einem Pfefferkorn versuchen …
[1] Aus dem
Pferdehandel stammende Redewendung
[2] Johann
Gottfried Prizelius, Vollständige Pferdewissenschaft, 1777, S. 1 ff und 3 S.
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Sonjiang Art Museum
/ Shanghai / China 2014
www.continental-drift.12.blogspot.com
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Emschertal-Museum / Herne 2014
www.geschlossenegesellschaft-kunst.blogspot.de
“Geschlossene Gesellschaft” (Installation) 15.06 - 30.11.2014
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